31.01.2005
Benachteiligung und Diskriminierung aufgrund der Herkunft ist bedauerlicherweise eine alltägliche Erfahrung für viele Migrantinnen und Migranten. An Weihnachten war unser Kollege, Siamak Pourbahri, in Essen davon betroffen. Er hat sich mit einem Leserbrief an die örtliche Presse gewandt und die Verwaltung der Stadt um Unterstützung gebeten.

Brief von Siamak Pourbahri an die Presse und Verwaltung der Stadt Essen, 31.12.2004

Man würde meinen, dass gerade an Weihnachten die christliche „Nächstenliebe“ im Vordergrund steht. Doch eine bittere Erfahrung musste ich am Heiligabend machen, als ich, wie in den letzten Jahren, die Diskothek „Musikpalette“ in Essener Stadtmitte besuchen wollte und nicht hinein gelassen wurde. Auf meine Frage, warum ich nicht wie die anderen Diskobesucher eintreten darf, antworteten die Türsteher, dass „heute Abend eine geschlossene Gesellschaft“ sei. Es war aber offensichtlich, dass dies nicht der Wahrheit entsprach und dass ein anderer Grund das wahre Motiv meiner Abweisung war, denn zwei weitere Diskobesucher, die wie ich südländlich aussahen, bekamen ebenfalls keinen Zutritt und zogen resigniert und stillschweigend weiter, während alle andere hinein gelassen wurden. Ich wollte mich aber damit nicht zufrieden geben und stellte die Türsteher mit der Frage zur Rede: „Weist ihr mich ab, weil ich ein Ausländer bin?“ Ein stummes Kopfnicken war die Bestätigung meines Verdachtes, was meine Aufregung ins Unermessliche steigen ließ. Doch trotz meiner Beschwerde über die unerhörte und offensichtlich rassistisch motivierte Diskriminierung ließen sich die Türsteher nicht beeindrucken und behaupteten nun, dass sie nur jenen Eintritt gewähren, die sie kennen würden.
Wie auch immer, ich war ihnen fremd, vielleicht zu fremd. Ein befremdetes Gefühl der Hilfs- und Machtlosigkeit stellte sich bei mir ein; frustriert konstatierte ich, dass ich nur eine „dicke Lippe“ riskiere, wenn ich weiterhin das diskriminierende Verhalten der Diskobetreiber und dessen Mitarbeiter anprangere und entschloss mich, mein Glück wo anders zu versuchen.

Dieser Vorfall bewies mir erneut, wie wichtig die Umsetzung der Anti-Diskriminierungsrichtlinien der EU in den Kommunen ist, damit endlich die Betroffenen eine Anlaufstelle bekommen, um ihre Beschwerden vorzutragen. Bis dahin werde ich die Geschäftsstelle des Integrationsbeirates aufsuchen und auf deren Unterstützung hoffen.

Nachtrag: Ich fuhr nach Oberhausen zum „Zentrum Altenberg“, wo ich ohne Komplikationen eingelassen wurde, was auch glücklicherweise vieler Orts der Fall ist. Doch der fade Beigeschmack der Abgewiesenheit und des Fremdseins ließ sich nicht so leicht vertreiben und begleitete mich trotz ausgelassener Atmosphäre und guter Musik weiter.
Einige Tage später, im Kreise meiner Freunde, befand ich mich mitten in einer hitzigen Diskussion über die viel beschworenen Parallelgesellschaften. Als ein türkischstämmiger Freund behauptete, dass die Migranten hier nicht willkommen seien und der Rückzug in die eigene Ethnie eine Konsequenz der Fremdenfeindlichkeit der Mehrheitsgesellschaft sei, holte ich Luft, um ihn zu widersprechen. Doch ich hielt inne und ließ ihn widerspruchslos gewähren, denn wenn es auch nicht die ganze Wahrheit ist, er hat nicht unrecht. Leider!