Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW anlässlich des zweiten Jahrestags des rassistischen Anschlages in Hanau
Zum zweiten Mal jährt sich der rassistische Anschlag, der sich am 19. Februar 2020 in Hanau ereignete. Bei dem Anschlag wurden Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin erschossen. Ihr Andenken soll nicht in Vergessenheit geraten.
Erneut fordert der Landesintegrationsrat NRW, endlich die Gefahr für Leib und Leben, die Rechtsextremismus und Rassismus für Menschen mit internationaler Familiengeschichte darstellen, zu erkennen und entsprechend zu handeln. „Es müssen konsequent Maßnahmen auf allen Ebenen und in allen Institutionen durchgesetzt werden, um rassistischen Strukturen und menschenverachtenden Denkweisen zu begegnen,“ fordert der Vorsitzende Tayfun Keltek. Er betont dabei: „Zunächst müssen die Menschen mit internationaler Familiengeschichte mit ihrer Herkunftsidentität voll und ganz akzeptiert werden. Mehr noch: Ihre mitgebrachten Potenziale sollten wertgeschätzt und für die gesamte Gesellschaft genutzt werden. Erzählungen und Ideen von Ungleichwertigkeit dürfen nicht länger reproduziert werden!“
Seit 1990 sind bundesweit mindestens 214 Todesopfer rechter Gewalt zu verzeichnen.[1] Der Landesintegrationsrat NRW fordert seit Jahren, für die zahlreichen Opfer der rassistischen Anschläge ein zentrales Mahnmal in NRW einzurichten.
Eine Möglichkeit, Rassismus nachhaltig und präventiv zu begegnen, liegt in der rechtlichen Gleichstellung der Bevölkerung mit internationaler Familienbiografie sowie in der Schaffung von Chancengerechtigkeit. Dafür ist die interkulturelle Öffnung aller gesellschaftlichen Institutionen notwendig. Diese müssen sich mit eigenen, verdeckten rassistischen Konzepten und Mechanismen auseinandersetzen und diese beseitigen. Das gilt ganz besonders für Sicherheitsbehörden, die mit dem Schutz der Bevölkerung und der Aufklärung von Verbrechen beauftragt sind.
Denn immer noch gibt es Unklarheiten und Widersprüche hinsichtlich der Arbeit der Ermittlungsbehörden in Hanau. Die Angehörigen der Mordopfer leiden noch heute – nicht nur unter dem Anschlag selbst, sondern auch unter dem Umgang der örtlichen Institutionen mit der Tat und den Hinterbliebenen. Die Hanauer ‚Initiative 19. Februar‘ hat nichtsdestotrotz die Einrichtung eines Untersuchungsausschuss im hessischen Landtag und eines Opferhilfsfonds erkämpft.
[1] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/?_yearly=2020 abgerufen am 17.02.2022.
Bild von Leonhard Lenz - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93601135