8. November 2016, Landtag Nordrhein-Westfalen

Mit einem Festakt feierte der Landesintegrationsrat NRW am 08.11.2016 sein 20jähriges Jubiläum im Plenarsaal des Landtags. Zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Konsulaten, Wohlfahrtsverbänden, anderen Landesverbänden und Integrationsräten waren der Einladung des Landesintegrationsrates und der Landtagspräsidentin Carina Gödecke gefolgt, um gemeinsam auf erfolgreiche, manchmal turbulente Jahre zurückzublicken. Die WDR-Journalistin Aslı Sevindim moderierte die Veranstaltung und leitete die Gäste durch den Abend.

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Landtagspräsidentin Carina Gödecke

Die Landtagspräsidentin gratulierte dem Landesintegrationsrat im Namen des Landesparlaments zum 20. Geburtstag und betonte die wichtige Rolle, die dem Landesintegrationsrat NRW in der nordrhein-westfälischen Integrationsarbeit zukommt:

„Dass sich seit zwei Jahrzehnten der Landesintegrationsrat dafür einsetzt, dass zugewanderte Menschen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft erhalten, dieses Engagement können wir gar nicht hoch genug bewerten. Die Landesarbeitsgemeinschaft hat schon vor langer Zeit erkannt: Migrantinnen und Migranten müssen eine aktive Bürger-Rolle in unserer Gesellschaft ausfüllen. Denn: Nur wer durch sein eigenes Handeln gesellschaftliche Verantwortung für seine Mitmenschen übernimmt, der identifiziert sich auch mit den demokratischen Grundwerten unseres Zusammenlebens.“

Die ganze Rede der Landtagspräsidentin finden Sie hier.

Tayfun Keltek bedankte sich beim Parlament und der Landesregierung sowie allen Partnern und Freunden für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung, die der Landesintegrationsrat über zwei Jahrzehnte erfahren hat. Er unterstrich in seiner Rede die Bedeutung, die dem Landesintegrationsrat als gewachsene Organisation der Menschen mit Migrationshintergrund selbst zukommt. Deshalb sei der Landesintegrationsrat Ausdruck dafür, dass die Migrantinnen und Migranten großes Interesse für ihr Land Nordrhein-Westfalen haben und an der Gestaltung der Politik mitarbeiten wollen.

Keltek skizzierte den integrationspolitischen Ansatz, den der Landesintegrationsrat von Anfang an verfolgt hat:

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Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW Tayfun Keltek

„Wir glauben, dass die Werte des Grundgesetztes die Basis unseres Zusammenlebens sein sollten, zu denen sich jeder bekennen muss. Kurz gesagt: Die Gebote des Grundgesetzes sind unsere ‚Leitkultur‘. Integration bedeutet deshalb für uns nicht die Anpassung an eine ohnehin illusorische kulturelle Einheit, sondern gleichberechtigte Teilhabe und die Wertschätzung der mitgebrachten kulturellen und sprachlichen Fähigkeiten der Migrantinnen und Migranten.“

Zum Schluss seines Grußwortes lud Keltek alle Gäste ein, gemeinsam mit dem Landesintegrationsrat für das Ideal der friedlichen, gleichberechtigten und vielfältigen Gesellschaft zu kämpfen.

Die ganze Rede des Vorsitzenden finden Sie hier.

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Integrationsminister Rainer Schmeltzer

Integrationsminister Rainer Schmeltzer bezeichnete den Landesintegrationsrat in seiner Rede als zuverlässigen und unverzichtbaren Partner der Landesregierung in Fragen der Integration. Schmeltzer ging auf die langjährigen Erfahrungen mit Einwanderung in NRW ein, die so alt seien, wie das Bundesland selbst:

„Seit 1946 hat es kein Jahr gegeben, in dem unser Bundesland nicht durch Migration geprägt worden ist. Und wir in NRW sind stolz darauf, ein Einwanderungs- und Integrationsland zu sein. Wir freuen uns, eine lebendige und vielfältige Gesellschaft zu haben. Bei uns ist jeder willkommen, der sich zu unserer Werteordnung bekennt und der mithelfen will, NRW weiter nach vorne zu bringen.“

Die ganze Rede des Ministers finden Sie hier.

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WDR-Intendant Tom Buhrow

Die Festrede der Jubiläumsveranstaltung hielt der WDR-Intendant Tom Buhrow. Er berichtete zunächst von seinen persönlichen Erfahrungen, die er als Auslandskorrespondent der ARD in den USA und Frankreich gemacht hatte. Buhrow verwies dabei auf die große integrative Bedeutung des Arbeitsmarktes. In Frankreich und Deutschland seien die Hürden für den Zugang zum Arbeitsmarkt viel höher als in den USA. Die Vereinigten Staaten könnten deswegen größere Integrationserfolge vorweisen, die zusätzlich durch den ausgeprägten Nationalstolz der Amerikaner beeinflusst seien. So wirke sich die positive Beziehung zum eigenen Land integrationsfördernd auf das Zusammenleben von angestammten und neu zugewanderten Amerikanern aus.

Im zweiten Teil seiner Rede sprach Buhrow die Rolle der öffentlich rechtlichen Medien in der deutschen Einwanderungsgesellschaft an. Diese sei in der gegenwärtigen Phase der Meinungsbildung, wie Integration vorbildlich gelingen kann, besonders wichtig. In NRW mit seiner langen Einwanderungsgeschichte und den „Schmelztiegeln der Kulturen“ in den „urbanen Zentren an Rhein und Ruhr“ habe der WDR es schon immer als seine Aufgabe angesehen, die Vielfalt der Einwohnerinnen und Einwohner abzubilden. Die Veränderungen der Gesellschaft fänden sich nicht nur im Programm, sondern auch im Personal wieder. „Für uns ist kulturelle Vielfalt ein Potential, das wir ausdrücklich fördern,“ sagte Buhrow mit Nachdruck.

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Moderatorin Asli Sevindim im Gespräch mit Franz Müntefering und Armin Laschet

Anschließend bat die Moderatorin den ehemaligen Sozialminister NRWs, Franz Müntefering, und den ehemaligen Integrationsminister NRWs Armin Laschet zum Gespräch auf die Bühne. Beide Minister hatten in der Geschichte des Landesintegrationsrates NRW besondere Rollen gespielt. An Müntefering wurde die Frage gerichtet, welche gesellschaftlichen und politischen Faktoren ihn in dem Mitte der 1990er Jahre dazu bewogen hätten, die Gründung des Landesintegrationsrates NRW mit einer aus Landesmitteln finanzierten Geschäftsstelle zu unterstützen. Müntefering ging in seiner Antwort auf die

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Franz Müntefering

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Armin Laschet

besondere Situation zur Gründungszeit der damaligen Landesarbeitsgemeinschaft ein. Vor dem Hintergrund der massiven rassistischen Ausschreitungen in ganz Deutschland und dem tödlichen Brandanschlag in Solingen im Mai 1993 habe er die Notwendigkeit der Stärkung der Migrantinnen und Migranten durch die Einrichtung einer landesweiten Vertretung gesehen.

 

Laschet und Müntefering betonten, dass die wachsende Polarisierung der Gesellschaft und die Zunahme rechter Kriminalität auch heute Anlass zu Sorge gäben. Zum Schluss des Gesprächs hob Laschet die einzigartige Struktur des Landesintegrationsrates hervor, der mit seinen Mitgliedern in den Kommunen im ganzen Land vernetzt sei. Damit sei und bleibe er für den Landtag ein wichtiger Ansprechpartner bezüglich aller Angelegenheiten zum Thema Integration.

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Tayfun Keltek und Rainer Schmeltzer ehren Gülistan Yüksel MdB, vertreten durch ihre Tochter Canan Yüksel

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Die Integrationsratsmitglieder Rahim Öztürker, Hassan Firouzkhah uns Ahmed Brimil werden für ihr kommunales Engagement geehrt

Der formale Teil des Abends endete mit der Ehrung von Personen, die mit ihrem oft über Jahrzehnte währenden Einsatz zum Erfolg des Landesintegrationsrates NRW beigetragen haben. Geehrt wurden die Integrationsratsmitglieder Ahmed Brimil aus Herzogenrath, Hassan Firouzkhah aus Solingen und Rahim Öztürker aus Bonn für ihre regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen des Landesintegrationsrates und ihre konstruktiven Beiträge, mit der sie die Arbeit auf Landesebene bereichert haben. Bernd Passmann und Gülistan Yüksel (vertreten durch ihre Tochter Canan Yüksel) wurden als ehemalige Vorstandsmitglieder für ihre langjährige Mitarbeit auf Landesebene geehrt.

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Tayfun Keltek bedankt sich bei Bernd Passman für seine langjährige Vorstandsarbeit. Angelika Paszek nimmt die Ehrung für ihren verstorbenen Ehemann Franz Paszek entgegen

Angelika Paszek nahm die Ehrung für ihren Ehemann Franz Paszek entgegen, der im September dieses Jahres verstorben ist. Er war von der Gründung an bis zum Jahr 2012 Geschäftsführer des Landesintegrationsrates NRW. Keltek hob die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit hervor und erklärte, dass er mit Franz Paszek einen besonderen Freund verloren habe.

Integrationsminister Schmeltzer übergab den geehrten Personen einen Blumenstrauß und bedankte sich für ihr Engagement im Namen der Landesregierung.

Im Anschluss an den Festakt lud der Landesintegrationsrat seine Gäste zum Empfang in der Wandelhalle des Landtags, wo der Abend mit Getränken, Speisen und vielen anregenden Gesprächen endete.

 

 

 

 


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