Quelle: Infodienst Migration Nr. 2, Mai 1998

NRW hat fast 18 Mio. Einwohner/innen; davon haben knapp 2 Mio. keinen deutschen Pass. In den 23 kreisfreien Städten beträgt der Migrantenanteil durchschnittlich 14,3%; in den 31 Kreisen durchschnittlich 8,8%.

Bedingt durch den Strukturwandel besonders im Ruhrgebiet ist die Gesamtzahl der Erwerbstätigen auf etwa 7,2 Mio. und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf etwa 5,8 Mio zurückgegangen.

Von den über 900.000 ausländischen Erwerbspersonen sind etwa 500.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, bei den übrigen handelt es sich um Selbständige und mithelfende Familienangehörige oder um Arbeitskräfte mit geringem Einkommen, die von Beiträgen zur Kranken-, Rentenund Arbeitslosenversicherung befreit sind, aber bei einem Verlust ihres Arbeitsplatzes auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld bzw. Arbeitslosenhilfe haben.

Arbeitsmarkt im Wandel
Der Arbeitsmarkt in NRW hat sich seit der systematischen Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte bis zum Jahr 1973 drastisch verändert: durch betriebliche Rationalisierungsmaßnahmen in der Industrie (z.B. Bergbau und Stahl) und zunehmend auch in anderen Wirtschaftsbereichen hat die Nachfrage nach Arbeitskräften mit geringen beruflichen Qualifikationsanforderungen stark abgenommen und wird auch in Zukunft weiter abnehmen.

Die Zahl jener Arbeitsplätze schrumpft, die ursprünglich in starkem Maß von zugewanderten Arbeitskräften genutzt wurden, um das Geld zum Lebensunterhalt zu verdienen. Durch die strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt hat die Zahl der Arbeitslosen in den letzten Jahren stetig zugenommen. Bei einer Einschätzung der Arbeitslosigkeit muss beachtet werden, dass nur ein Teil der deutschen und nicht-deutschen Arbeitssuchenden bei ihrem Arbeitsamt als Arbeitslose gemeldet sind. Die Zahl derjenigen, die ohne (bezahlte) Arbeit sind, ist deutlich höher, als die Arbeitslosenstatistik zeigt.

Mehr Chancen durch berufliche Qualifizierung
Besonders schwierig ist die Situation für Arbeitslose, die schon länger als 12 Monate nach einem geeigneten Arbeitsplatz suchen: zu dieser Gruppe gehören 1997 über 290.000 deutsche und 56.000 ausländische potentielle Arbeitnehmer/ innen. Etwa 80% der insgesamt über 158.000 arbeitslosen Ausländer/innen verfügen nicht über eine in Deutschland anerkannte Berufsausbildung.

Hier besteht spezieller Handlungsbedarf, weil bislang nur wenige ausländische Arbeitnehmer/ innen Angebote der Fortbildung und Umschulung sowie der betrieblichen Einarbeitung nutzen.

Alle Ausländerbeiräte in NRW sollten Migrantinnen und Migranten über die Notwendigkeit und die bestehenden Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung informieren, damit sie ihre Chancen auf dem enger werdenden Arbeitsmarkt verbessern können.

Pro Arbeitsamtsbezirk schwankt die Arbeitslosenquote erheblich: sie war 1997 am höchsten in Duisburg mit 17,4% und am niedrigsten in Bonn mit 8,3%. Und in allen Arbeitsamtsbezirken ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern besonders hoch, weil ihre bisherigen Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden.

Quelle: Statistisches Jahrbuch Nordrhein-Westfalen 1997; Dez.1997