„Die Sprachenvielfalt unseres Landes gehört auch in die Schulen“
8. Februar 2019Öffentlichkeitsarbeit für Integrationsräte
13. Februar 2019„Selbstverständlich muss jeder, der in Deutschland lebt, die Landessprache beherrschen, das steht nicht zur Debatte“, stellt Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, klar. „Darüber hinaus bleibt Englisch die bedeutsamste Fremdsprache für alle Schülerinnen und Schüler.“ Keltek reagiert damit auf das große negative, teilweise offen rassistische Echo, das seine Äußerungen im Kölner Stadt-Anzeiger und in der Pressemitteilung des Landesintegrationsrates vom 08.02.2019 zum Thema Sprachenlernen an Grundschulen ausgelöst haben.
Auch das NRW-Schulministerium zweifelt am Erfolg des Englischunterrichts in der Grundschule. So hat die Diskussion ihren Anfang durch das Vorhaben der Schulministerin genommen, den Englischunterricht in den ersten beiden Schuljahren zu streichen. Tayfun Keltek: „Die Veröffentlichung einer Evaluation zur Sinnhaftigkeit von Englischunterricht für die jüngsten Schulkinder könnte die Sachlichkeit in die Diskussion zurückbringen. Bereits jetzt scheint jedoch klar, dass Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse in drei Wochen so viel Englisch lernen, wie die Kinder in vier Jahren Grundschule.“[1] Im Übrigen wurde eine kritische Diskussion zur Sinnhaftigkeit von Englischunterricht in der Grundschule von der baden-württembergischen Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann bereits 2017 geführt.[2]
Es geht keineswegs um eine vollständige Abschaffung des Englischunterrichts. Der Landesintegrationsrat plädiert lediglich dafür, Englisch in der Grundschule – nicht aber in den Sekundarstufen I und II – durch sinnvolle Sprachangebote zu ersetzen, die das Potential der tatsächlich gesprochenen Sprachen in unserem Land aufgreifen. Es gilt, für das Erlernen des Englischen als Weltsprache, und weiteren wichtigen Fremdsprachen eine gute Basis in der Grundschule zu schaffen. Dabei dürfen die real in unserer Einwanderungsgesellschaft gesprochenen Sprachen nicht ausgeklammert werden. Vielmehr sollten die zahlreichen Herkunftssprachen als Mittel zum Zweck genutzt werden, um das Deutsch- und das Fremdsprachenlernen zu verbessern.[3] „Auf die vorhandenen Fähigkeiten der Kinder zu setzen, ist im Interesse aller in unserem Land“, erklärt Keltek.
Zuletzt verwahrt sich Tayfun Keltek gegen
rassistische Anfeindungen, unsachliche Kommentare und aus dem Kontext gerissene
Berichterstattungen. Die Angriffe auf seine Person entbehren jeder Grundlage.
„Wer sich ernsthaft mit mir und dem Landesintegrationsrat NRW auseinandersetzt
weiß, dass meine Loyalität zu Deutschland außerfrage steht. Die Werte unseres
Grundgesetzes stellen die Basis all meiner politischen Positionen dar. Ich
fordere auch die Kritikerinnen und Kritiker auf, auf dem Boden des
Grundgesetzes zu bleiben, besonnen zu argumentieren und sich nicht von blindem
Hass leiten zu lassen.“
[1] Vgl. bspw. hier: https://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2017-05-08-grundschule-frueher-englischunterricht-weniger-effektiv-als-erhofft oder hier: https://www.focus.de/familie/schule/paedagogik/nachplappern-reicht-nicht-grundschulenglisch_id_2529018.html (beide abgerufen am 11.02.2019).
[2] Vgl. https://www.news4teachers.de/2017/01/englisch-in-der-grundschule-abschaffen-hitzige-diskussion-um-eisenmanns-vorstoss/ (abgerufen am 11.02.2019).
[3] Vgl. https://www.goethe.de/de/spr/mag/20483052.html (abgerufen am 11.02.2019) und „Bilinguale Grundschule: Ein Beitrag zur Förderung der Mehrsprachigkeit“, I. Gogolin und H-J. Roth, in: Mehrsprachigkeit bei Kindern und Erwachsenen, Tanja Anstatt (Hrsg.), S. 44, Tübingen 2007.