Mitgliederversammlung des Landesintegrationsrates NRW
5. Dezember 2023Selbstverständlichkeiten als Grundsatzprogrammentwurf formuliert – keine Hilfe gegen den steigenden Rassismus und Spaltung der Gesellschaft
16. Januar 2024Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW zum Tag der Bildung 2023
Mit dem „Tag der Bildung“ lenkt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung am 8. Dezember 2023 den Blick auf chancengerechte Bildung. In diesem Jahr steht der Übergang von der Schule in den Beruf im Mittelpunkt. Die Frage der Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem wird des Öfteren zwar angesprochen, jedoch gibt es keine ernsthaften Bemühungen diese herzustellen. Nach wie vor ist es insbesondere für Kinder und Jugendliche mit internationaler Familiengeschichte schlecht bestellt. Deren Anteil macht 42 % in der Schülerschaft aus. Lediglich 35 % von Ihnen besuchen ein Gymnasium. [1] Knapp zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen haben eine Einwanderungsgeschichte. Dieses Ungleichgewicht ist besonders auffällig, wenn man berücksichtigt, dass die Anzahl der Hauptschulen rückläufig ist: In unserem Bundesland gibt es 623 Gymnasien, aber nur 175 Hauptschulen.[2]
Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates, hebt hervor: „die Trennung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des dreigliedrigen Schulsystems ist ein Missstand, der dringend beseitigt werden muss.“ Die aktuelle Veröffentlichung der PISA-Studie belegt wieder einmal, dass die sozioökonomische Herkunft der Schülerinnen und Schüler für den Bildungserfolg ausschlaggebend ist. Diese Benachteiligung ist besonders in Deutschland entscheidend.
In der Analyse der Bildungsergebnisse PISA 2022 heißt es: „Betrachtet man die leistungsschwachwachen (unter Kompetenzstufe II) und leistungsstarken (Kompetenzstufen V und VI) Schüler*innen in Deutschland, so werden spezifische Probleme des deutschen Bildungssystems ersichtlich“.[3]
„Obwohl ein Schock nach dem anderen zu unserem Bildungssystem erfolgt werden durch die Politik keine Lehren daraus gezogen. Statt sich Gedanken über Verbesserungsmöglichkeiten des Bildungssystem zu machen schalten die Verantwortlichen auf Stumm und Taub. Sogenannte Experten lenken mit Aussagen, dass das Problem vor allem importiert sei[4] vom eigentlichen Problem des Bildungssystems ab. Diese Art der Hetze ist Wasser auf den Mühlen von Rassisten. Anstatt das große Potenzial der Schüler/innen mit internationaler Familiengeschichte, basierend auf ihrer Herkunftssprache und -identität, zu fördern und in den Schulbetrieb einzubeziehen, werden ihre Kompetenzen ignoriert und teilweise sogar bekämpft“ merkt Keltek weiter an.
Seit Jahrzehnten engagiert sich der Landesintegrationsrat dafür, die Bildungserfolge von Kindern und Jugendlichen mit internationaler Familiengeschichte zu verbessern. Dies erfordert die Anerkennung und Nutzung ihrer spezifischen Potenziale. Dies kann beispielsweise durch die Schaffung bilingualer Kitas, die koordinierte Alphabetisierung an Grundschulen sowie die Vermittlung der Herkunftssprachen anstelle einer zweiten Fremdsprache als versetzungs- und abiturrelevantes Fach erfolgen.
„Nur ein chancengerechtes Bildungssystem kann die schulische und somit auch die berufliche Chancen unserer Kindern verbessern und als effektive Lösung gegen soziale Ungleichheit wirken“ so Keltek abschließend.
[1] Vgl. https://www.it.nrw/nrw-fast-zwei-drittel-der-schuelerinnen-und-schueler-hauptschulen-hatten-eine abgerufen am 07.12.2023.
[2] Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1117020/umfrage/allgemeinbildende-schulen-in-nordrhein-westfalen-nach-schulart/ abgerufen am 07.12.2023.
[3] Vgl. https://www.pisa.tum.de/fileadmin/w00bgi/www/Berichtsbaende_und_Zusammenfassungungen/pisa-2022-nationaler-bericht-berichtsband.pdf, S 318, abgerufen am 07.12.2023.
[4] Vgl. https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/pisa-studie-2023-migration-zieht-unsere-noten-runter-86334646.bild.html abgerufen am 07.12.2023.