Zum Jahrestag des rassistischen Anschlages in Hanau
18. Februar 2021Online-Seminar: Politische Arbeit im Integrationsrat
19. Februar 2021Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW zum Internationalen Tag der Muttersprache
Zum Tag der Muttersprache ruft der Landesintegrationsrat NRW dazu auf, die Sprachenvielfalt in unserem Bundesland zielgerichtet und flächendeckend zu fördern und sie für alle Kinder und Jugendlichen nutzbar zu machen. Denn: Das alltagsintegrierte Erlernen von Sprachen bis zum neun-ten Lebensjahr befähigt nicht nur zur besseren Aneignung weiterer Sprachen, sondern geht auch mit der Ausbildung besonderer interkultureller und kognitiver Kompetenzen einher. Junge Multilinguale sind geistig besonders flexibel, verfügen über einen guten Umgang mit Widersprüchen in unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten, weisen früh ein erhöhtes Abstraktionsvermögen auf und vieles mehr.1 „In unserer immer vielfältigeren und global vernetzten Welt bietet die Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit nicht nur Kindern mit internationaler Familiengeschichte, sondern allen Kindern beste Chancen im Bildungsbereich,“ betont Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW.
Die Förderung der Herkunftssprachen wird seit vielen Jahren auch seitens verschiedener demokra-tischer Instanzen geradezu eingefordert – sei es die Europäische Gemeinschaft, der Bundestag oder auch die Landesregierung NRW. Jedoch ist die Bildungslandschaft bis auf einige wenige Leuchtturminitiativen immer noch dem Mythos aufgesessen, dass in einer Nation nur eine Sprache vorherrschen solle. Dies führt zu einer paternalistischen, defizitorientierten Sichtweise auf diejenigen, die häufig ganz besondere Sprachkompetenzen aufweisen und Mehrsprachigkeit im Alltag leben. Diese Haltung geht mit der Abwertung bestimmter Sprachen einher, was sich fatal auf eine gesunde Identitätsbildung junger Menschen auswirkt. Denn in den Sprachen, die ein Mensch in der frühen Kindheit erlernt, liegt sein unmittelbarer Zugang zur Welt und zu sich selbst.
„Die Abwertung bzw. Ausblendung der Familiensprachen ist eine wenig bekannte Form strukturel-len Rassismus,“ erklärt Keltek. „In der Ignoranz gegenüber der natürlichen Zweisprachigkeit liegt nicht nur eine Barriere für den Bildungserfolg von ca. 40% der Schülerinnen und Schüler in unse-rem Land. Hierdurch werden destruktive, spaltende Rahmenbedingungen aufrechterhalten, die eine Überwindung von Chancenungleichheit und Diskriminierung unmöglich machen. Wir müssen endlich den Mut aufbringen, allen Kindern die mitgebrachten Sprachwelten der Menschen mit internationaler Familiengeschichte zugänglich machen.“
- Vgl. Bainski, Christiane. Natürliche Zweisprachigkeit – Schlüssel zum Schulerfolg – Düsseldorf, 2020. & Prof. Dr. Uslucan, Hacı-Halil. Anerkennung von ethnischer Identität und Sprache. Düsseldorf, 2020.
Vgl. Bainski, Christiane. Natürliche Zweisprachigkeit – Schlüssel zum Schulerfolg – Düsseldorf, 2020. & Prof. Dr. Uslucan, Hacı-Halil. Anerkennung von ethnischer Identität und Sprache. Düsseldorf, 2020.