Die Vorsitzenden von 61 kommunalen Integrationsräten erteilen bei ihrem Herbsttreffen am 7. Oktober 2017 in Düsseldorf den Plänen der Landesregierung zur freiwilligen Einrichtung von Integrationsräten eine klare Absage.
CDU und FDP streben laut Koalitionsvereinbarung vom 26.06.2017 an, kommunale Integrationsräte in Nordrhein-Westfalen als Pflichtgremium abzuschaffen. Zukünftig soll es die Entscheidung der Kommunen sein, einen Integrationsrat oder einen Integrationsausschuss einzurichten. Es soll auch möglich werden, überhaupt keine gewählte Vertretung der Migrantinnen und Migranten in den Kommunen mehr zuzulassen. Dieses Vorhaben geht an der gelebten Wirklichkeit der Kommunen vorbei.
Die Vorsitzenden der Integrationsräte in NRW warnen angesichts dieses Vorhabens vor einer Beliebigkeit bei der kommunalen Integrationspolitik. Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW: „Sollten die Pläne tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, würde das einen massiven Angriff auf die über 20 Jahre geleistete Arbeit der Integrationsräte bedeuten. Integrationsräte stellen für die Migrantinnen und Migranten das zentrale Gremium der politischen Willensartikulation vor Ort dar. Es ist unfassbar, dass die Existenz dieser Gremien nun infrage gestellt und ihre Einrichtung dem Willen der Städte und Kommunen überlassen wird“.
Seit 1994 gehören die Ausländerbeiräte – die Vorgänger der heutigen Integrationsräte – in NRW zu den kommunalen Pflichtgremien. Sie sind Teil einer gewachsenen Struktur zur Förderung von Teilhabe und Integration, die Nordrhein-Westfalen bei dieser Aufgabe eine deutschlandweite Vorreiterrolle zukommen lässt. Aus der Initiative der Kommunen und der Migrantinnen und Migranten selbst hervorgegangen sind die Integrationsräte die einzigen Gremien in den Kommunen, in denen demokratisch gewählte Migrantenvertreter gemeinsam mit entsandten Ratsmitgliedern auf Augenhöhe die lokale Integrationspolitik gestalten. Sie sind einer der wichtigsten Errungenschaften unserer Demokratie in Sachen politischer Partizipation der Migrantinnen und Migranten. In einer teilhabeorientierten Einwanderungsgesellschaft macht sie diese Zusammensetzung zum Erfolgsmodell.
Die anwesenden Vorsitzenden und Stellvertreter sind sich einig, dass eine lediglich optionale Einrichtung von Integrationsräten die kommunale Integrationspolitik in die frühen 1990er Jahre zurückwerfen würde – und damit in eine Zeit des Paternalismus.
Damals meinten wenige so genannte Experten zu wissen, was das Richtige für die Einwanderinnen und Einwanderer sei.
„Es ist fraglich, wo in Zukunft noch politische Teilhabe von Migrantinnen und Migranten innerhalb der staatlichen Strukturen vorgesehen ist“, so Keltek. Diese machten immerhin 24,4 % der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens aus. Außerdem sei er sehr gespannt, auf welche Gesprächspartner in der kommunalen Integrationspolitik zukünftig zurückgegriffen werden soll. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister an einen religiösen oder heimatorientierten Verein wendet, um den Stand der interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung oder die Pflege von Senioren mit Migrationshintergrund zu besprechen.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens fordern die Stärkung der Integrationsräte statt einer Schwächung. Die vom Grundgesetz garantierte Freiheit muss allen Menschen im Geist des Grundgesetzes ermöglicht werden. „Das Thema Integration ist als Querschnittsaufgabe auch in den kleinsten Kommunen angekommen. Die Integrationsräte sollten für eine erfolgreiche kommunalpolitische Arbeit mit mehr Kompetenzen ausgestattet und als wichtiger Gesprächspartner in Integrationsfragen anerkannt werden. Die Koalitionspartner sollten das geplante Vorhaben nochmal prüfen und mit den Realitäten der Integrationsräte in den Kommunen abstimmen. Der Landesintegrationsrat NRW bietet der Landesregierung in dieser Frage gerne eine konstruktive Zusammenarbeit an.“ so abschließend Keltek.
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