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9. Juni 2022Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW vom 27. Mai 2022 anlässlich des Jahrestages des Brandanschlages in Solingen
Vor 29 Jahren, am 29. Mai 1993 starben Gürsün İnce (* 4. Oktober 1965), Hatice Genç (* 20. November 1974), Gülüstan Öztürk (* 14. April 1981), Hülya Genç (* 12. Februar 1984) und Saime Genç (* 12. August 1988), nachdem Rechtsextremisten das Haus der Familie Genç in Brand setzten.
Der Solinger Brandanschlag hat sich tief eingebrannt in unser kollektives Gedächtnis und besitzt nach wie vor eine große Bedeutung für unsere Gesellschaft. Denn zum einen war er der Höhepunkt unzähliger rassistisch motivierter Anschläge in dieser Zeit. Zum anderen kann an diesem schrecklichen Ereignis gezeigt werden, wie der Frieden in unserer Gesellschaft gefährdet wird, wenn Politikerinnen und Politiker mit unverantwortlichen Worten Hass schüren. Denn in der damaligen Debatte um eine Asylgesetzänderung wurden Menschen mit internationaler Familiengeschichte von prominenten Politikern und einflussreichen Medien zum Sündenbock gemacht. Dadurch entstand eine migrationsfeindliche Stimmung in der Gesellschaft, die in vielen Städten zur Gewalteruption gegen Menschen mit internationaler Familiengeschichte führte und zahlreiche Opfer forderte.
Angesichts der Relevanz dieses Themas für unsere Einwanderungsgesellschaft fordert der Vorsitzende des Landesintegrationsrates Tayfun Keltek, den Brandanschlag von Solingen und die politisch-gesellschaftlichen Hintergründe der Ereignisse der 1990er Jahre in allen weiterführenden Schulen im Unterricht zu behandeln. Auch die rechtsterroristischen NSU-Morde und die rassistisch motivierten Anschläge wie z. B. in Hanau und in Halle an der Saale müssen in den Schulen behandelt werden: „Je früher wir die jungen Menschen dazu befähigen, Rassismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in allen ihren Erscheinungsformen zu erkennen, umso erfolgreicher können sie diesen Phänomenen entgegenwirken.“
Tayfun Keltek: „Der Historiker Wolfgang Benz sagt: ‚Wer über die ermordeten Juden trauert, aber gegen Muslime hetzt, hat nichts gelernt‘. Es muss uns allen klar sein, dass menschenverachtende Ideologien eine kontinuierliche Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Die gerade veröffentliche Statistik für rechte Gewalttaten in Nordrhein-Westfalen sollte uns allen eine Warnung sein, dieses Gefahrenpotenzial zu unterschätzen.“ Im Jahr 2021 stieg die Zahl rechter Gewalttaten im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozentpunkte. Die rassistisch motivierten Straftaten machen dabei mit 62,4 Prozent den größten Anteil aus.[1]
[1] Quelle: https://www.opferberatung-rheinland.de/aktuelles/detail/pressemitteilung-05052022-monitoring-nrw-2021