„Lernen durch Erinnern“
26. Mai 2022Lebenswelt und Handlungsfeld Kommune
10. Juni 2022Eine Kampagne des Landesintegrationsrates NRW, der Stadt Köln, des Integrationsrates der Stadt Köln, des KI der Stadt Köln und des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.
Die Kampagne ist ein Versuch in einer anderen Form ein gesellschaftlich sehr wichtiges, da seit Jahrzehnten polarisierendes Thema ansprechender aufzugreifen und wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu vermitteln. In Deutschland haben fast 27 % der Bevölkerung eine internationale Familiengeschichte – in Großstädten sind es oft 40 % und mehr.
DEN Migranten, DIE Migrantin gibt es nicht, genauso wenig wie DIE Deutschen. Unsere Persönlichkeit und unser Verhalten werden mehr von den Milieustrukturen, aus denen wir kommen und anderen Umständen geprägt, als von der ethnische Herkunft. Die deutschen Milieus sind ganz unterschiedlich und haben verschiedene Wertevorstellungen, Stärken und Schwächen. Genauso unterschiedlich sind die Milieus der Menschen mit internationalen Familienhintergrund in Deutschland.
Aus der Sozialforschung und Psychologie wissen wir wie unbewusste Voreingenommenheit und Diskriminierung entstehen und welche schwerwiegenden Folgen dies auf kleiner privater, institutioneller bis staatlicher Ebene haben kann. Doch wie werden diese Erkenntnisse, oft in schwer zugänglichen Texten verpackt, der Alltagswelt der Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht? In der Alltagswelt beschäftigen sich die wenigsten routiniert mit wissenschaftlichen Texten und Studien und auch der Presse sind die Inhalte oft zu sperrig.
Erkenntnisse aus der Psychologie und der Soziologie sollten gut aufbereitet den Lebenswelten verschiedener Zielgruppen zugänglich gemacht werden: Menschen, die sich beruflich mit dem Thema beschäftigen und kein gutes Anschauungsmaterial haben, Politiker:innen, die Argumente im Integrationsdiskurs brauchen, Lehrer:innen, die das Thema für Gemeinschaftskunde- oder Ethikunterricht brauchen und schließlich alle Menschen mit internationaler Familiengeschichte, die das Problem der Vorurteile/Diskriminierung erfahren, aber wenig sprachliche Werkzeuge und Fakten dagegenzusetzen haben.
Ziel der Kampagne
Das Ziel der Kampagne ist, differenzierteres Denken und Wahrnehmen durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu aktivieren. Unser Ziel war MEHR Differenzierung durch MEHR Erkenntnis. Wir sind überzeugt, dass das differenzierte Erfassen der Realität der Milieus und der Funktionsweise unseres Gehirns, helfen kann, besser und gekonnter in einer differenzierten Gesellschaft zurecht zu kommen. Auf jeden Fall hilft es, sich besser über die eignen Bias austauschen zu können.
Menschen mit internationaler Familiengeschichte sind nicht Teil EINES Milieus, sondern gliedern sich, wie die „deutsch-deutsche“ Gesellschaft, in verschiedene Milieus. Die Milieus sind weitaus prägender als die ethnische Herkunft. Soziale Probleme haben soziale Ursachen, nicht ethnische. Wer die Wertemuster eines Milieus versteht, kann besser damit umgehen und interkulturell interagieren. Dies ist ein Mehrwert für jeden Einzelnen, ein Mehrwert für die Gesellschaft, ein Beitrag für eine funktionierende Demokratie und das Ziel des Integrationsrates, der die Kampagne initiiert hat.
Die Erkenntnisse der Kampagne sollen nicht „Rassismus“ durch „Klassismus“ ersetzen. Vorurteile gegen „ethnische Gruppen“ sollen nicht durch „Milieu-“ oder „Klassenvorurteile“ verdrängt werden. Alle Milieus bringen Stärken und Herausforderungen in die Gesellschaft ein. Ebenso wie die sehr ähnlichen Milieus der Mehrheitsbevölkerung es tun.
Was sind Milieus?
Was sind Milieus und wie lässt sich das kurz und unterhaltsam beschreiben? Milieus sind vor allem durch ihre Werte gekennzeichnet. Wir alle haben Werte, das ist etwas zutiefst menschliches. Werte können nicht verloren gehen, aber sich in einen anderen Wert transformieren. So ist es auch möglich im Laufe des Lebens in ein anders Milieu zu wechseln, indem sich die eigenen Werte ändern oder erweitern. Mit Sicheinfühlen und Erkenntnis kann jede:r auch die Werte von anderen Milieus verstehen. Milieus unterscheiden sich darin, dass sie bestimmte starke Kernwerte haben, die durchgängig verfolgt werden. So lag die Idee nahe, Milieus durch ihre Wertemuster zu beschreiben.
Kennzeichen von Werten ist, dass sie unsere Motivation, unsere Interessen und unsere Moralvorstellungen bilden und diese wie ein Kompass in eine Richtung lenken.
Hier können Sie sich die Milieus der Menschen mit internationaler Familiengeschichte ansehen und mehr über die Kampagne erfahren: MEHR ALLES!