„Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Grundgesetz“ Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW zum Terroranschlag in Hanau
20. Februar 2020Kampagne „10+1 Bäume für die Opfer des NSU“
27. Februar 2020Pressemitteilung vom 21. Februar 2020
Heute jährt sich der Internationale Tag der Muttersprache zum 21. Mal. Er wurde von der Generalversammlung der UNESCO 1999 eingeführt, um die globale sprachliche Vielfalt sichtbar zu machen und zu erhalten. Außerdem dient er dazu, den mehrsprachigen Unterricht zu fördern.
„Die Bedeutung der Familiensprache von zwei- oder mehrsprachig aufwachsenden Kindern wird nach wie vor verkannt“ bemängelt Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW. „Dass das schriftsprachliche Beherrschen der Herkunftssprache grundlegend für das Erlernen des Deutschen und anderer Sprachen ist, ist noch immer nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Und dass, obwohl sich sowohl der Europarat als auch die Bundesregierung seit vielen Jahren für die Förderung der natürlichen Zweisprachigkeit einsetzen.“
Im Koalitionsvertrag der Landesregierung NRW von 2017 ist die Förderung der natürlichen Zweisprachigkeit ebenfalls als Ziel formuliert. So wurden beispielsweise seitens nordrhein-westfälischer Ministerien im vergangenen Jahr 50 zusätzliche Stellen für den herkunftssprachlichen Unterricht geschaffen und Fachtagungen zur Förderung dieses Zieles durchgeführt. Keltek dazu: „Die Initiative der Landesregierung begrüße ich sehr, das ist ein Anfang. Ich vermisse aber strukturelle Veränderungen und die flächendeckende und konsequente Umsetzung bereits bekannter Konzepte zur Förderung natürlicher Zweisprachigkeit. Es wäre großartig, wenn die Landesregierung diesbezüglich eine Offensive an unseren Schulen und Kitas starten würde. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund verfügen durch ihre bi-kulturelle Identität und ihre sprachlichen Kompetenzen über ganz besondere Ressourcen. Es gilt, diese endlich zielgerichtet zu fördern!“
Die Wertschätzung und die Förderung der natürlichen Zweisprachigkeit werden in deutschen Bildungseinrichtungen kaum gelebt. Vielfach wird die Nutzung der Familiensprachen in Kitas und Schulen untersagt. Dies betrifft insbesondere Sprachen, die keine gesellschaftliche Anerkennung erfahren, wie beispielsweise Polnisch, Russisch oder Türkisch. Die Herkunftsidentität der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird dadurch abgewertet. Häufig empfinden sie sich in Schule und Kita als nicht dazugehörig. Dem muss dringend entgegengewirkt werden.
In einer global vernetzten Welt und in unserer vielfältigen Einwanderungsgesellschaft sind die besonderen Ressourcen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besonders wertvoll. Es ist unabdingbar – für jedes einzelne Kind wie auch gesamtgesellschaftlich – die sprachlichen Potenziale endlich positiv in den Blick zu nehmen, die Herkunftsidentität zu stärken und dementsprechend politisch zu handeln.